die Alte Mühle brennt - 1865

Alte Mühle vor 1900, zur Zeit des Mühlenmeisters Erdmann Schiering

In der Nacht vom 9. auf den 10. Januar des Jahres 1865 brannte die „Alte Mühle“ in Gömnigk bei Brück. Heftige Winde machten alle Löschversuche zunichte. Am Tag darauf wurde das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Mühlenmeister Erdmann Schiering stand vor den Trümmern seines Lebenswerks, welches er zuvor stets „mit seltener Umsicht und Thätigkeit erweiterte und verschönerte". Fünf Tage nach dem Unglück berichtet auch das "Zauch Belziger Kreisblatt" über das Großfeuer. Wir erfahren, dass neben dem Wohnhaus und den Mühlengebäuden „ansehnliche Vorräte von Rübsen, Lein und Mohn” durch die Flammen vernichtet wurden.

Schiering erfährt in den Tagen nach dem Unglück Hilfe und Unterstützung. Was den Müllermeister veranlasst, am 14. Januar eine „Danksagung“ in der hiesigen Presse drucken zu lassen. Darin heißt es: „Mein innerstes Gefühl, welches sich in diesem meinem ersten Worte nach meinem in der Nacht vom 9. zum 10. Januar mich betroffenen schweren Brandunglück ausspricht, ist Dank gegen Gott den Allmächtigen, daß Er uns das Leben und die Gesundheit fristete. Seine Liebe, Seine Gnade, die uns bis hierher aus lauter Huld und Güte getragen, wolle uns auch ferner schützen und segnend mit Barmherzigkeit umschließen. Dank für die helfende Liebe, treue Freunde, aufopfernde Mitbrüder und Mitschwestern. Gott lohne, segne es Euch." Doch wie weiter? Schiering hatte die Lebensgrundlage verloren. Der anfängliche Mut zum Wiederaufbau gerät ins Wanken. Am 10 März greift er erneut zur Feder und entschließt sich, die Brandruine zum Verkauf auszuschreiben. „Auf den Rath der Meinigen und bei meinem vorgerückten Jahren habe ich mich entschlossen, mein Mühlengrundstück an der Chaussee und dem Planeufer zu verkaufen. Dasselbe enthalt die Fundamente und stehen gebliebenes Mauerwerk der am 9. Januar des Jahres abgebrannten Wohn- und Mühlengebäude mit übrig gebliebener großer Masse von Mauersteinen und bedeutenden zur Mühle gehöriger Eisenwerke, neun stehen gebliebene Gebäude, zirka 24 Morgen sie umschließende Gärten, Äcker und Wiesen mit sehr bedeutenden Obst- und anderen Baumanpflanzungen, zirka 20 Pferde-Wasserkraft mit zwei massiven Mahl- und Freiarchen." 18.000 Thaler sollte das von den Flammen verzehrte Objekt kosten. Der Wiederaufbau war der Aufzeichnung zufolge bereits „in allen Theilen in Angriff genommen“, Baumaterial, das Schiering bereits „vorteilhaft angeschafft hatte, bot er interessierten Käufern zum Kostenpreis zur Übernahme an. Auf Verlangen war er auch bereit. Nebenländereien - umfassend 250 Morgen Acker, Wiese und Heide - zu überlassen. Schiering bemerkt in seiner Verkaufsanzeige aber auch: „Das Grundstück ist auch zu jeder Fabrikanlage geeignet". Dann lädt er für den 31. März zu einer Verkaufsbesichtigung ein. Der angezeigte Tag bricht an. Schiering wartet auf potenzielle Käufer, doch die bleiben aus - was ihm wiederum Zeit beschert, die Angelegenheit noch einmal gründlich zu überdenken.

Am 8. April 1865 veröffentlicht das „Zauch Belziger Kreisblatt" eine von ihm unterzeichnete "Erklärung”. Sein Entschluss hatte „bei vielen Freunden Mißmuth und Widerwillen erweckt“. Er schreibt: „Obgleich ich sonst in meiner Handlungsweise mich wenig um Anderer Ratschläge kümmere, so war es hier besondere Pflicht, auf den Rath der meisten der Meinen zu achten, welche in liebender Fürsorge mich in den letzten Jahren meines Lebens in Ruhe sehen wollten, und das Stück Arbeit, den Wiederaufbau der abgebrannten Theile, bei meiner angegriffenen Gesundheit ihnen als unausführbar erschien. Dazu kam, dass ich bei den Für- und Gegen- Reden endlich selbst in Zweifel kam, ob ich bleiben oder gehen sollte: obgleich mein Vertrauen auf Gottes Hülfe keinen Augenblick geschwankt hat, so war ich doch, meine schwache Kraft ansehend, stille geworden, und harrte auf eine bestimmte Antwort von Oben, und ob mir auch diese Antwort schon in der überaus großen Liebe und Teilnahme treuer Verwandte und liebender Freunde gegeben war, so sah ich noch nicht klar genug, und entschloss mich zum Versuch des Verkaufs und machte davon die Entscheidung abhängig. Jetzt nun ist die Sache entschieden und für mich vollkommen klar: unter meiner Leitung soll das Werk nach Gottes Willen wieder hergestellt werden, und Er wird dazu Sein Gedeihen, Seinen Segen abermals geben. Dies für meine Freunde in der Nähe und Ferne'.

Dann ging er das unmöglich erscheinende Vorhaben an. Schiering baute die Mühle wieder auf. Sie blieb bis 1920 im Eigentum der Familie.

Bärbel Kraemer

(mit freundlicher Genehmigung von Bärbel Kraemer)

 

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